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2008, der 10. Mundartabend - erstmals in der Markthalle

.... und mit welchem Erfolg!

2013, DER 12. MUNDARTABEND IM BRAUHAUS AM KREISL

„Mir schwätzen Platt“

12. Mundartabend in neuem Ambiente

Fesche Madl servieren in schickem Dirndl bayerisches Bier und Musikanten in original Oberkrainer Tracht bringen mit volkstümlichen Klängen den Saal in Stimmung. 200 Menschen schunkeln, tanzen, lachen und amusieren sich kräftig über Redner, die einen gekonnten Mix aus Anekdote, Witz und Wahrheit in ihren Vorträgen zum Besten geben.
Wir sind nicht etwa auf einem Event im Hofbräuhaus oder bei dem Animationsabend auf einem Kreuzfahrtschiff. Wir sind im Herzen von Waldbröl, wo der Verkehrs- und Verschönerungsverein im proppevollen Wirtshaus am Kreisl seinen 12. Mundartabend präsentierte. "Mir schwätzen platt", das knallgelbe Schildchen am Rednertisch war nicht zu übersehen.

Deshalb gestand der zur jüngeren Generation gehörende Vorsitzende Michael Noiron (34) wohl auch gleich bei der Begrüßung des Publikums: " Ich kann datt Platt überhaupt nitt". Aber er war nicht der einzige der passen musste, als Christel Kirsch mit ihrer Schwester Ulrike Müller in die Mundartschule einluden. Richtig dicke Brocken aus der Mundartvokabelkiste wurden dem Publikum serviert. "Wenn ihr datt entsprechende Word up Hochdeutsch kennt, rooft et in den Saal, dann kreht ihr och en Klömmchen". Wer die Mundart mit der Muttermilch aufgesogen hatte, dem waren Ollichspiefen (Zwiebeln) und Sürkel (saurer Apfel oder auch unausstehlicher Mensch) durchaus bekannt und Markolfes (Elster) und Cheochienen (Dalien) gehören dann zum aktiven Wortschatz. So flogen die Begriffe und die Bonbons im Wechselspiel durch den Saal.

Doch Höhepunkt eines jeden Mundartabends sind immer die Reden: Martin Simon aus Bohlenhagen, besser bekannt als Wambo, erzählte von "singem Chaaden, in demm die Erpel so dick woren, datt et jeden zweiten Daach Riefkochen choof". Hubert Kaesberg erinnerte sich an die Schulzeit: Seine Lehrerin Hilde Mockert stutzte, als sie nur sechs Zwerge auf seinem Märchenbild von Schneewittchen zählte. Der kleine Kaesberg ahnte das Ungemach und regierte prompt: "Der siebte is jerahd upp demm Klo!" Große Bewunderung und riesigen Applaus für seinen mit urigen Witzen gespickten Vortrag erntete der 83-jährige Friedhelm Horn: Ein Waldbröler, der beim Ausschachten drei Weltkriegsgranaten fand, machte sich mit der gefährlichen Fracht auf den Weg zum Rathaus um sie dort abzuliefern. Ein Bekannter ruft ihm zu: "Pass opp datt dir nitt eine plötzlich explodiert!" Ruft der andere zurück: "Dann sach ich dem Bürjermeester ich hätt nur zwei jefungen!" Ein bisschen Wehmut verbreiteten die Deezekusener Schmettereulen, als sie mit ihrem Lied "Watt wor datt schüen wie et fröher wor" die alten Zeiten wieder auferstehen ließen.

Jene Zeiten als der Althoffs Saal, die Barths Fabrik, die Molkerei, die Klus und das Cafe Huhn, mit seinem 1950er-Jahre-Ambiente, genau so zu Waldbröl gehörten, wie die beiden Kirchtürme. Bevor die Geininger den Abend mit Musik aus Oberkrain beendeten, mahnte Christel Kirsch man möge doch bis zum nächsten Mundartabend in zwei Jahren kräftig üben. Ein Publikum wird es ohne Zweifel geben, was fehlt sind Redner, die noch das Döörper Platt beherrschen! Das bestätigte auch der Ehrenvorsitzende des VVV Reinhard Grüber: "Es wird immer schwerer ein Mundart-Programm zusammenzustellen! Das war in diesem Jahr wirklich viel Arbeit!" Dem Publikum hat es gefallen und so Gott will ist Friedhelm Horn in zwei Jahren auch wieder dabei.

Text: Jürgen Sommer

Fotos: Jürgen Sommer